Geschichte der Gornoslaskie Koleje Waskotorowe
(GKW) - Oberschlesische
Schmalspurbahnen
Die erste Verbindung der Oberschlesischen Schmalspurbahnen wurde 1853
eröffnet. Die Spurweite dieser Schmalspurbahn beträgt 785 mm. Diese
Spurweite ist auf die preußische Geschichte zurückzuführen, sie
entspricht dem Maß von 30 preußischen Zoll.
Im Unterschied zu allen anderen Schmalspurbahnen sind die Fahrzeuge der
Oberschlesischen Schmalspurbahnen mit zwei Puffern und der mittigen
Zugvorrichtung ausgestattet. Die letzte Strecke der GKW hat auch die Ehre,
die älteste Schmalspurstrecke auf dem Territorium Polens zu sein.
Die Oberschlesischen Schmalspurbahnen dienten in der Hauptsache dem
Güterverkehr, nur die bis 1945 eigenständige Strecke Gleiwitz (Gliwice)
- Rauden (Rudy) - Ratibor (Racibor) diente auch dem Personenverkehr.
Im Laufe der Geschichte wurden mit ca. 233 km Strecken die Bergwerke,
Hütten, Kraftwerke und andere Werke miteinander verbunden. Es war somit
möglich, Rohstoffe, Halbzeuge und Fertigprodukte direkt zwischen den
Fabrikhallen auszutauschen und zu den Bahnhöfen der Normalspurbahn zu
transportieren. Betrieben wurden die Strecken von der
Königlich-Preußischen Eisenbahnverwaltung (KPEV).
Nach dem ersten Weltkrieg mit der Wiedergründung des polnischen
Staates wurde das Industrierevier Oberschlesiens auf Beschluß des
Völkerbundes zwischen Polen und Deutschland geteilt. Die Folge war auch
die Teilung des Streckennetzes der Oberschlesischen Schmalspurbahnen in
einen von der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft (DRG) betriebenen
deutschen Teil und einen von der Polnischen Staatsbahn (PKP) betriebenen
polnischen Netzteil.
In dieser Phase bis 1939 bauten beide Gesellschaften neue Strecken
insbesondere zur Überwindung der Folgen der Teilung des Streckennetzes
und investierten in neue Fahrzeuge.
Mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen wurde die
Betriebsführung auf dem gesamten Streckennetz von der Deutschen
Reichsbahn (DR) übernommen. Im Interesse eine effektiven Nutzung des
Oberschlesischen Industriereviers für die kriegswichtige Produktion
wurden von 1939 bis ca. 1944 umfangreiche Modernisierungsarbeiten durch
die DR veranlasst, so z. B. wurden die Werkstätten in Beuthen-Rossberg (Bytom-Rozbark)
und verschiedene Bahnhöfe umfassend modernisiert und mechanisiert.
Nach dem zweiten Weltkrieg betrieben die PKP die Strecken der
Oberschlesischen Schmalspurbahnen. Bis in die achtziger Jahre des
vergangenen Jahrhunderts dienten die Strecken wie eh und je der Verbindung
der Werke untereinander und es wurden enorme Mengen Güter befördert. Um
diesen umfagreichen Anforderungen gerecht zu werden investierten die PKP
in neue Dampfloks (Tx 53)und vor allem in neue Wagen. Ab ca. 1980 kamen
auch verstärkt Dieselloks der Reihe Lxd2 zum Einsatz welch bis 1989 die
letzten Dampflokomotiven verdrängten. Als Besonderheit ist auch eine
zweigleisig ausgebaute Strecke zu nennen.
Doch beginnend in den achziger Jahren und verstärkt nach 1990 wurden
viele Betriebe und damit auch die sie verbindenden Strecken stillgelegt.
Das Verkehrsaufkommen sank stetig, war aber immer noch beachtlich.Der
Güterverkehr wurden durch die PKP im Jahr 2001 endgültig stillgelegt.
Doch einzelne Strecken dienten bereits seit 1994 einem sich immer
größere Beliebstheit erfreuenden Touristenverkehr. Dieser Verkehr
konzentrierte sich auf die Strecke Bytom - Tarnowskie Gora - Miasteczko
Slaskie.
Die Strecke wurde durch die Anliegerkommunen übernommen und als
Betriebsführer fungiert die Stowarzyszenie Gornoslaskich Kolei
Waskotorowych (Gesellschaft der Oberschlesischen Schmalspurbahnen).
Damit wurde der sommerliche Touristenbetrieb fortgeführt. Im Jahr 2007
war der Betrieb zeitweise durch den Neubau einer Umgehungsstraße und dem
dadurch notwendigen Neubau eines Streckenstücks zeitweise unterbrochen.
Seit Juni 2007 kann die Strecke durch die Touristenzüge wieder befahren
werden.
Ulrich Thorhauer (29.07.2007)
(nach Pawel Korcz, Atlas waskotorowek, Poznan 2006,
S.26)