Zur
Geschichte der Schmiegelner Kreisbahn
Unweit des bekannten Dampflok-Bahnbetriebswerkes von
Wolsztyn (Wollstein), dem letzen BW in Europa, welches heute noch planmäßig
Dampflokomotiven einsetzt, befindet sich eine der letzten noch betriebsfähigen
Schmalspurstrecken Polens, die Smigielska KD (Schmiegelner Kreisbahn) mit der
Strecke von Stare Bojanowo (Alt-Boyen) nach Wielichowo.
Die Geschichte dieser Schmalspurbahn begann im Jahre
1900 als Schmiegelner Kreisbahn mit der Eröffnung der ersten, 18 km langen
Strecke von Stare Bojanowo (Alt-Boyen) nach Krzywin (Kriewen) in einer
Spur-weite von 1000 mm. Im Jahr 1901 wurde die Strecke von Stare Bojanowo über
Smigiel und Wielichowo noch Ujazd
eröffnet. Allerdings wurde die Strecke von Lubnica nach Ujazd bereits 1905
wieder stillgelegt. Im Jahr 1910 wurde dann die Verbindung von Wielchowo nach
Rakoniewiece (Rakwitz) als 2. Anschluss an die Regelspur eröffnet. Somit
bestand die kuriose Situation, dass die Gesamtstrecke nie gleichzeitig vollständig
in Betrieb war. 1924 wurde schließlich der Streckenast von Wielichowo nach
Lubnica aufgegeben.
In der Streckenausdehnung von
Krzywin über Stare Bojanowo nach Rakoniewice wurde die Strecke in 1000 mm
Spurweite Ende der 40´er Jahre des vergangenen Jahrhunderts betrieben. Im
Ergebnis des II. Weltkrieges übernahm die Polnische Staatsbahn diese Strecke
neben vielen weiteren Schmalspurstrecken in den ehemaligen deutschen und jetzt
polnischen Gebieten. Um diese Strecken nach den Zerstörungen in einen betriebsfähigen
Zustand zu versetzen und gleichzeitig die Unterhaltung und den Betrieb zu
rationalisieren, wurde die Strecke in der Nachkriegszeit auf 750 mm Spurweite
umgespurt. Die Fahrzeuge und ein Teil der Ausrüstungen mit 1000 mm Spurweite
wurde zu Instandsetzung des Schmalspurnetzes in Pommern und dem Wiederaufbau
der ehemals 750 mm Strecken der Kreisbahn der Kreise Köslin, Bublitz und
Belgard ( heute Kozalinska KD - Pommern) in 1000 mm Spurweite benutzt. Mit der
Lok Ty 6 3284 (Krauss-Maffai; 16243, 1944; ex. Schmiegelner Krb. 4“) ist eine
Lok der 1000mm Ausrüstung noch im Museum der Pommerschen Schmalspurbahnen in
Gryfice (Greifenberg) erhalten.
Mit der Umspurung auf 750 mm wurde
auch der Fahrzeugpark modernisiert. Dampfloks der polnischen Baureihe Px 48 –
eine 4-achsige Schlepptenderlok - sowie Güter und Personenwagen polnischer
Bauart dienten zur Leistungssteigerung der Bahn. Loks der Bauart Px 48 zogen vor
einigen Jahren auch Züge des „Öchsle“ von Ochsenhausen nach Warthausen.
Mit wachsenden Güterverkehr führten die PKP auch den Rollwagenverkehr mit
modernen Rollwagen ein.
Aber auch in Polen wurden
Schmalspurstrecken eingestellt, wenn auch nicht in dem Umfang wie in
Deutschland. Der Streckenabschnitt Wielichowo nach Rakoniewice wurde so in den
60´er Jahren eingestellt.
1989, dem Jahr des Beginns der großen
gesellschaftlichen Um-wälzungen in den Staaten des Ostens, wurde die Streckenlänge
von den PKP mit 34 km angegeben. Auf dieser Strecke wurden im gleichen
Jahr 230.638 Fahrgäste und 72.448 t Fracht befördert.
Allerdings wurden diese Leistungen
schon nicht mehr mit Dampflokomotiven erbracht. In einer weiteren
Modernisierungswelle wurde die Strecke ab 1978 mit der Lieferung der Lxd 2 326
(eine Lokomotive rumänischer Fertigung Typ L45H) schrittweise verdieselt.
Heute sind 4 Loks dieses Typs
vorhanden:
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Lxd 2 241 – Baujahr 1985
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Lxd 2 266 – Baujahr 1982
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Lxd 2 326 – Baujahr 1978
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Lxd 2 338 – Baujahr 1981
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Diese Loks zogen dann jedoch fast nur noch Rollwagenzüge.
Auch der Personenverkehr wurde mit
neuen Fahrzeugen modernisiert. Dazu wurden ab 1985 ebenfalls aus Rumänien
Schmalspurtriebwagen der Baureihe MBxd 2 beschafft.
Folgende Triebwagen sind im April
2002 vorhanden:
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MBxd 2-213 – Betriebsdienst
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MBxd 2-218 – abgestellt
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MBxd 2-222 – frisch revidiert, im grünen Lack
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MBxd 2-226 - abgestellt
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MBxd 2-228 – Betriebsdienst
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MBxd 2-229 – abgestellt
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Für diese Triebwagen wurden auch
Beiwagen der Gattung Bxhip beschafft, welche aber nur in seltenen Fällen mit
den Triebwagen zusammen eingesetzt wurden, sondern als Personenwagen in
diesellokbespannten Zügen eingesetzt wurden.
Ende der 80´er oder Anfang der 90´er
Jahren muss dann auch die Strecke östlich von Stare Bojanowo nach Krzywin
aufgegeben worden sein.
1996 die Strecke wurde offiziell
mit 23,7 km Länge angegeben. Die polnischen Staatsbahnen führten bis zum Frühjahr
2001 einen nicht sehr umfangreichen aber stabilen Güterverkehr zwischen Stare
Bojanowo und Wielichowo und einen umfangreichen Personenverkehr zwischen Stare
Bojanowo und Smigiel im Anschluß an die Normalspurzüge durch. Ergänzt wurde
das Angebot durch Schülerzüge nach Sniaty.
Der endgültige Niedergang der
Strecke unter PKP-Regie begann im April 2001 mit der Einschränkung des
Angebotes an Personenzügen auf 2 Zugpaar zwischen Stare Bojanowo und Smigiel
sowie 2 Schülerzugpaare nach Sniaty.
Spätestens zum 15. Juni 2001
endete auch dieser Restpersonen-verkehr während der Güterverkehr noch bis
Dezember 2001 abgewickelt wurde.
Mit der Aufgabe des Verkehrs auf
den Schmalspurstrecken durch die
PKP ging das Angebot einer Regionalisierung einher, d. h. die Gebietskörperschaften
konnten die Strecken übernehmen. Offensichtlich hatte man in Smigiel Interesse
an einem weiteren Betrieb.
Die Smigielska Kolej Dojazdowa heute
- Notizen eines Besuchs
Nach den üblichen Übernahmeschwierigkeiten, welche
nicht nur in Deutschland zu beobachten sind, wurde am 4. Februar 2002 der
Verkehr auf der Smigielska KD wieder aufgenommen. Betriebsführer ist der „Stoarzyszenie
Kolejowych Przewozow Lokalnych“ (Verein für Lokalbahnbetrieb aus Kalisz),
welcher auch die Kaliska KD, eine weitere Schmalspurbahn betreibt. Hier die Bestandaufnahme
eines Besuches am 3. April 2002.
Während im Personenverkehr mit 2 täglichen Umläufen
ein recht dichter Verkehr zwischen Stare Bojanowo und dem Betriebsmittelpunkt
Smigiel sowie im Schülerverkehr nach Sniaty abgewickelt wird, ist der Güterverkehr
fast zum Erliegen gekommen. Dieses ist sicherlich auch der einmonatigen
Betriebspause zuzuschreiben. In dieser Zeit haben sich Güterkunden andere
Transportwege – Straße – gesucht und sind sicher schwer zu einer Rückkehr
auf die Schiene zu bewegen. Derzeit besteht wahrscheinlich nur noch
gelegentlicher Güterverkehr für einen Anschließer in Smigiel.
Für Eisenbahnfreunde besteht allerdings die Möglichkeit
Sonderzüge zu bestellen. Folgende Preise gelten derzeit (2004):
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mit Mbxd 2: 540 € |
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Lxd 2 mit Reisezug: 810 € |
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Lxd 2 mit Rollwagenzug: 1080 € |
Der Kontakt kann folgendermaßen aaufgenommen werden:
Mit Beginn des Monats September
2002 wurde auf der Smigielska KD der Personenverkehr nach Wielichowo mit 3
Zugpaaren wieder aufbenommen.
2 Jahre Privatbahn
Am 5. Februar 2004 habe ich
die Smigielska KD nach 2 Jahren wieder einmal besucht. Der Betrieb
läuft leicht optimiert und es konnte wieder Güterverkehr in Smigiel und
Wielichowo festgestellt werden. Im Betrieb war inzwischen der frisch
revidierte MBxd2 226 neben dem MBxd2 213. Das Personal hat uns wieder
freundlich aufgenommen und zumindest die Schülerzüge waren gut
besetzt.
Das Bahngelände war gut
aufgeräumt und in den Bahnhof Snigiel ist Leben in Form einer
"Bar" - Gaststätte mit kundenfreundlichen Öffnungszeiten
eingekehrt.
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