Auch diese Bahn ist ein "Kind" des I. Weltkrieges. Im Jahr
1914 bauten Eisenbahntruppen der russischen Armee die Strecke von Turek
nach Zbiersk als Heeresfeldbahn mit einer Spurweite von 750mm.
Nach der Besetzung des Gebietes durch deutsche Truppen wurde die Strecke
nach Opatowek verlängert und 1917 wurde die Strecke durch einen Zweig
nach Kalisch (Kalisz) ergänzt. Mit der Aufnahme des regulären Güter-
und Personenverkehrs konnte sich die Wirtschaft der Region entwickeln.
Ab 1918 wurde die Kalischer Kreisbahn durch den Kreis Kalisch (Kalisz)
betrieben.
Mit dem Ende des II. Weltkrieges übernahmen 1949 die
polnischen Staatsbahnen PKP die Betriebsführung. In den sechziger Jahren
des vergangenen Jahrhunderts wurde die Bahn durch die PKP umfassend
modernisiert. Sie diente danach als wichtigster Transportweg zum
Auf- und Ausbau des Kraftwerkes "Adamow" in Turek. Dessen Kohle
wurde zwar mittels eine normalspurigen Grubenbahn aus den Braunkohlengruben
gebracht. Das Grubenbahnnetz hat jedoch keinen Anschluss an die weitere
regelspurige Eisenbahnwelt der PKP.
Die umfangreichen Transportleistungen konnten nur durch
den Einsatz von Diesellokomotiven der Reihe Lxd2 und von Rollwagen
erbracht werden.
Weitere wichtige Güterkunden
waren die Verwaltung der
Staatswälder und die Zuckerfabrik in Zbiersk.
1991 wurde der Personenverkehr eingestellt und
anschließend die Strecke zwischen Borkow und Kalisz Wask. abgebaut. Auf
der Hauptstrecke zwischen Opatowek, Zbiersk und Turek bestand in den
neunziger Jahren der umfangreichste Güterverkehr aller polnischen
Schmalspurbahnen vom Sonderfall des oberschlesischen Netzes mal abgesehen.
Wie auf allen anderen polnischen Schmalspurstrecken wurde
der Verkehr im Jahr 2001 durch die PKP eingestellt. Allerdings war der
Verkehr durch die Verlagerung auf die Straße allein nicht zu bewältigen.
Engagierte Schmalspurbahner gründeten die Stowarzyszeniu
Kolejowych Przewozow Lokalnych w Kaliszu (Gesellschaft zum Betrieb von
Kokalbahnen in Kalisz) und übernahmen im Jahr 2002 den Betrieb auf der
Strecke.
Auch heute weißt die Strecke einen beachtlichen Verkehr
auf und den neuen Betreibern ist es gelungen, neue Güterverkehrskunden zu
gewinnen. Mit einem gelegentlichen Touristenbetrieb werden auch die
Bürger der anliegenden Gemeinden für die Bahn interessiert.
Ulrich Thorhauer
(vgl. Pawel Korcz, Atlas waskotorowek, Poznan 2006, S. 34)
Am 15. Mai 2004 fuhr ein Gmp mit Lxd 2 328 mit drei aufgerollten Eaos, einem Gepäckwagen und einem Personenwagen vom Typ 1Aw nach Opatowek. Die Rückfahrt erfolgte als Personenzug. Der zweite Teil der Strecke wurde am 16. Mai befahren. Dabei wurde auch die in Aufarbeitung mit Neulack befindliche Lxd 2 289 präsentiert. Der Personenzug in der gleichen Reihung wie am Vortag fuhr nach Turek. Anschließend wurde die Anschlussbahn des Kraftwerkes in Turek befahren. In Turek wurde mit wieder drei afgerollten Eaos ein Gmp zusammengestellt und bis Zbiersk geführt.